Grund- und Mittelstufe
Erleben. Entdecken. Entfalten. – Lernen in der 1. Klasse an unserer Waldorfschule
Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.“ – François Rabelais
Was brauchen Kinder heute, um sich gesund zu entwickeln und mit Freude zu lernen?
Wir glauben: Sie brauchen Raum – für Bewegung, Beziehung und Begeisterung.
In der ersten Klasse beginnen wir mit dem bewegten Klassenzimmer. Der/die Klassenlehrer/in empfängt die Kinder mit dem Morgenkreis und Zeit für gemeinsames Lernen im Rhythmus der Epochen (Hauptunterricht).
Danach geht es entweder zum Fremdsprachenunterricht (bei uns Englisch und Französisch), Handarbeit, Musik, Kunst, Projektzeiten oder Spielturnen. Ob draußen oder drinnen - Lernen geschieht bei uns im Tun: Ob im Malunterricht, bei der Handarbeit, in Projektzeiten oder im freien Spiel – das Kind lernt durch Nachahmung und durch eigene Erfahrungen in einer vertrauten Umgebung.
Fähigkeiten bilden sich im Miteinander: In Verbindung sein, kommunizieren, gestalten – das steht im Mittelpunkt unseres pädagogischen Handelns. Und mit wachsendem Alter öffnen sich die Lernräume – hin zu Projekten, Praktika und wissenschaftlichem Arbeiten.
Unser Ziel: Eine Schule, die sich den Bedürfnissen unserer Zeit stellt und Kindern ermöglicht, die Welt mit Mut, Herz und Verstand zu entdecken.
Lernen in der 2. Klasse – lebendig und im Tun
Unsere Zweitklässler:innen entdecken die Welt mit wachem Blick und wachsender Eigenständigkeit. Noch im Spiel und in der Nachahmung verwurzelt, entwickeln sie zunehmend ihre eigene Ausdruckskraft – beim Lesen, Schreiben, Rechnen, Erzählen oder Musizieren.
Fabeln, Legenden und Naturgeschichten wecken die Fantasie, Formenzeichnen und Handarbeit fördern Geschick und Konzentration. Bewegung, Musik und Sprache begleiten den Tag – lebendig, rhythmisch und kindgerecht.
Wir schaffen Räume, in denen Kinder erleben, gestalten und wachsen dürfen – mit allen Sinnen.
Ein besonderer Fokus liegt bei uns auf Projektarbeit und Handlungspädagogik: Lernen mit Kopf, Herz und Hand. So wird auch in der 2. Klasse das praktische Tun im gemeinsamen Miteinander – auf dem Gelände, im Klassenzimmer oder mit natürlichen Materialien – zum Erlebnisraum.
Denn Kinder lernen, was sie tun – und wie sie sich dabei erleben.
Ein Blick in die 3. Klasse – ein Jahr voller Wandel und Wachstum
Unsere Drittklässler befinden sich an einem ganz besonderen Punkt ihrer Entwicklung: dem sogenannten „Rubikon“.
Der Begriff stammt aus der Geschichte – Caesar überquerte den Fluss Rubikon und sprach: „Die Würfel sind gefallen.“ Für die Kinder bedeutet dieser Schritt den Übergang zu mehr Selbstständigkeit, Individualität und innerem Fragen.
In dieser sensiblen Phase entstehen oft große Fragen: „Wer bin ich?“, „Werde ich dem Leben gewachsen sein?“, aber auch erste bewusste Abgrenzung, Zweifel und die Suche nach Sinn. Es ist eine Zeit, in der unsere Kinder beginnen, ihr inneres Zuhause zu finden – und wir Erwachsenen dürfen sie dabei achtsam, liebevoll und authentisch begleiten.
Der Unterricht der 3. Klasse greift diese Entwicklung auf ganzheitliche Weise auf: Im Mittelpunkt des Unterrichts stehen praktische Tätigkeiten wie Hausbau, Handwerk und Gartenbau, durch die die Kinder erleben, wie der Mensch lebt, wohnt und arbeitet.
In den Fächern Deutsch, Mathematik, Musik und Kunst wird das bisher Gelernte vertieft und bewusster gestaltet – mit ersten Aufsätzen, lebensnahen Rechenaufgaben, dem gemeinsamen Musizieren und kreativem Gestalten.
Auch Fremdsprachen, Bewegung und Handarbeit bleiben feste Bestandteile.
In der 3. Klasse geht es darum, die Welt zu begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kinder erfahren: „Ich kann die Welt verändern.“ Und genau darin liegt die Kraft dieses besonderen Schuljahres.
Vierte Klasse – ein Schritt in die Eigenständigkeit
Mit der vierten Klasse betreten die Kinder eine neue Entwicklungsstufe: Sie erleben sich zunehmend als eigenständige Persönlichkeiten und möchten als solche wahrgenommen werden. Fragen wie „Wer bin ich?“ und „Woher komme ich?“ rücken in den Mittelpunkt. Das Denken wird klarer, das Urteilen bewusster – Zweifel und eigenes Hinterfragen treten stärker hervor.
In dieser spannenden Zeit bietet der Lehrplan gezielte Impulse: In der Menschen- und Tierkunde erkennen die Kinder Unterschiede und Gemeinsamkeiten, in der nordischen Mythologie entdecken sie vielschichtige Weltbilder. Heimatkunde, Bruchrechnen, Formenzeichnen, Sprachlehre und Musik (auch mehrstimmig!) fördern Orientierung in Raum und Zeit – innerlich wie äußerlich.
Auch praktisch wird die Welt jetzt aktiv erschlossen: Die Kinder üben das sichere Fahrradfahren im Straßenverkehr und legen mit Unterstützung der Polizei ihre Radfahrprüfung ab. Ein weiteres Highlight: die erste gemeinsame Klassenfahrt – ein großes Abenteuer und ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit.